Familie De Haan seit März auf Prince Edward Island

Anfang Mai interviewte das niederländische landwirtschaftliche Fachmagazin “De Boerderij” den (damals niederländischen) Milchbauern Lennert de Haan über die ersten Wochen in Kanada. Er und seine Familie reisten am 16. März - sie waren im letzten Flugzeug
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De Haan genießt die Wertschätzung, die der Agrarsektor in seinem neuen Land erhält. "Heute wird uns für die Lebensmittelversorgung gedankt, während wir in den Niederlanden als subventionsverschlingende Umweltverschmutzer hingestellt wurden."

In Kanada sind viele Vorgaben und Regelungen flexibler, es gibt wenig oder keine Umweltgesetze und es gibt keine weiteren Tierwohllabels. Prince Edward Island wurde von der Familie de Haan bevorzugt, da, laut de Haan, die Natur mit ihrer hügeliegen Landschaft und den Stränden schöner ist. “Die Entfernungen sind geringer, die Schulen, Universitäten und Sportanlagen sind näher." Den Kindern hat es auch gefallen. Lennert: „Sie haben hier eine gute Zukunft. Der Unterschied zu den Niederlanden ist nicht so groß. Es ist ein soziales, sicheres Land und weniger hektisch als die Niederlande. Die Leute sind nicht so sehr in Eile. Es ist hier nicht abgelegen, dennoch haben wir viel Platz.“

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In Kanada melkt die Familie De Haan jetzt 75 Kühe, hat 70 Stück Jungvieh und bewirtschaftet 130 ha Land.

Ein neues Leben

Eineinhalb Stunden nach der Landung wurde der Luftraum wegen Corona geschlossen. Mitten in der Coronakrise begann die Familie De Haan ein neues Leben. Als der Milchviehhalter Lennert de Haan (45) aus Beerta (Groningen, Niederlande) um 10:30 Uhr am Flughafen in Charlestone Ontario ankommt, hat er noch genau anderthalb Stunden Zeit, bevor der kanadische Luftraum aufgrund des Coronavirus geschlossen wird. Am Dienstag, dem 17. März, sitzen er und seine Familie - Frau Inge und ihre drei Töchter Anouk (14), Mirthe (11) und Renske (10) - im letzten Flugzeug von Amsterdam nach Kanada, dem Land, in dem sie ein neues Leben aufbauen möchten.

"Es war ziemlich aufregend", sagt De Haan auf seinem neuen Milchviehbetrieb H & H Holstein in Fredericton, einem Ort auf Prince Edward Island im Osten Kanadas. Sein Compagnon, der eigentlich später in dieser Woche mit seiner Familie abreisen sollte, wartet zu Hause auf einen weiteren Flug. Die Haustiere, zwei Hunde und zwei Katzen, durften wegen eines "Fehlers" nicht in das Flugzeug. Zum Glück konnten sie nach Beerta zurückkehren. Es war natürlich eine bittere Enttäuschung, denn die Tiere gehören zur Familie. Die drei Pferde von Lennerts Frau Inge mussten nun ebenfalls auf den nächsten Flieger warten und durften noch nicht mit.

In Kanada musste die Familie zunächst 14 Tage zu Hause in Quarantäne bleiben. Als die Zeit vorbei war, konnte Lennert mit seinen drei Töchtern ein Iglu bauen, da noch Schnee lag. Die Schulen sind auf Grund von Corona noch geschlossen, deshalb konnten die Mädchen zu der Zeit noch nicht in ihre neue Schule gehen.

Lennert mochte es seiner Frau Inge kaum erzählen, aber er war enttäuscht, dass sie für weitere 14 Tage in Quarantäne mussten, nachdem er die Container mit seinem Hausrat vom Umzug abgeholt hatte. "Ich nehme manchmal das Auto von meinem Compagnon, damit es nicht zu sehr auffällt, wenn ich mit den Kindern durch die Gegend fahre."

Die Niederlande werden immer schwieriger

Warum die Auswanderung? Lennert empfand es stets schwerer, in den Niederlanden mit einem guten Gefühl Landwirtschaft zu betreiben. Als nach den Phosphatregeln auch noch die Stickstoffproblematik aufkam, da reichte es ihm dann endgültig. „Wir haben natürlich schon vermutet, dass das ganze viele Investitionen mit sich bringt. Ich bin nicht gegen Gesetze, aber ich möchte sie schon gerne verstehen wenn ich investieren soll. “

Er und Inge interessierten sich schon immer für Kanada. Im Jahr 2003 haben sie sich bereits in Alberta und Ontario umgesehen, aber damals sind noch keine konkreten Auswanderungspläne geschmiedet worden. 2017 vertieften sie erneut ihr Interesse in diesem Land. „Wir waren 2018 zweimal dort. Das erste Mal sahen wir keine Betriebe, aber es fühlte sich sofort gut an. Hier gehen wir hin, dachten wir. Wenn ich mir die letzten zehn Jahre anschaue, habe ich fast für umsonst gearbeitet, aber ich möchte noch zwanzig Jahre arbeiten.“

Ich werde nie vergessen dass wir in dieser seltsamen Zeit ausgewandert sind.

Viele auswandernde niederländische Landwirte lassen sich in Ontario nieder, aber das war ein Grund für die Familie De Haan, nicht dorthin zu gehen. Darüber hinaus ist das Leben dort teurer und die Familie findet die Natur auf Prince Edward Island mit ihrer hügeligen Landschaft und den schönen Stränden viel schöner. Die Entfernungen sind geringer und Schulen, Universitäten und Sportanlagen sind in unmittelbarer Nähe.

Den Kindern hat es auch gefallen. Lennert: „Sie haben hier eine gute Zukunft. Der Unterschied zu den Niederlanden ist nicht so groß. Es ist ein soziales, sicheres Land und weniger hektisch als die Niederlande. Die Menschen sind nicht so sehr in Eile. Es ist hier nicht abgelegen, dennoch haben wir viel Platz. “

Sein Milchviehbetrieb in Groningen war größer als der heutige in PEI. Er melkte in den Niederlanden 140 Kühe. Es gelang ihm, seinen Betrieb gut zu verkaufen und er übernahm einen kanadischen Milchviehbetrieb mit zwei Häusern, 75 Milchkühen, 70 Rindern und 130 ha. "Für diese Region ist das kein kleiner Betrieb", erklärt er. „Die Tiere gehen im Sommer vier Monate auf die Weide. Die Saison ist kürzer, aber mit höheren Temperaturen. Das Land hier kostet ungefähr 10.000 CAD/ ha (6.500 €).“

Als echter Unternehmer schmiedet er natürlich bereits weitere Zukunftspläne. Zum Beispiel will er nächstes Jahr eine Fläche von 30 ha kaufen, um hier z.B. Getreide, Soja, Mais und Gerste für eigenes Kraftfutter anzubauen. Ebenfalls ist ein verpachten an die umliegenden Kartoffelerzeuger für ihn denkbar. "Es ist guter Boden und leichter Marschboden."

Kanadische Regeln flexibler

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In Kanada, sagt er, sind die Vorschriften und Regularien viel flexibler, es gibt wenig oder keine Umweltgesetze und es gibt keine Tierwohllabels. Das Land ist 250 mal größer als die Niederlande. Viele Landwirte arbeiten mit Personal. Die Mitarbeiter verdienen ca. 50.000 CAD pro Jahr (32.500 €). De Haan macht alles selbst in Eigenleistung und bald wird auch sein Compagnon mithelfen. „Sie sind hier nicht so arbeitsproduktiv und weniger effizient. Es gibt überall Ställe und Schuppen aber die Arbeitswege sind nicht effizient. Geld wird jedoch schon verdient.“

Wir wissen nicht was die Zukunft bringt, aber wir werden es versuchen

De Haan genießt die Wertschätzung, die der Agrarsektor in seinem neuen Land erhält. „Hier wird uns für die Lebensmittelversorgung in dieser Zeit gedankt. Ich habe Premierminister Rutte das nicht sagen hören. Wir werden in den Niederlanden als subventionsverschlingender Umweltverschmutzer hingestellt. Die Landwirtschaft wird stets nur abgewertet. Ich hatte in den Niederlanden stets das Gefühl, dass man uns lieber loswerden möchten. Dieses Gefühl haben leider sehr viele Landwirte. “

In Canada gibt es ein internes Milchquotensystem, welches den Milchpreis stabilisiert und mit dem das Land seinen eigenen Markt schützt. Der Milchpreis beträgt 0,8 $/ Liter (0,52 €). Die durchschnittliche Leistung der Holsteiner Kühe beträgt 31 Liter pro Kuh und Tag mit gleichen Eiweiß- und Fettgehalten wie in den Niederlanden. Laut den kanadischen Milchviehhaltern ist das dortige Kraftfutter jedoch von besserer Qualität (1 kg auf 3 Liter Milch). 80% werden auf eigenen Flächen selber angebaut und bestehen im Wesentlichen aus hochwertigen Rohstoffen wie Gerste und Soja. Sie haben keinen Silomais.

Die Hälfte des Umsatzes werden für direkte Kosten wie Futter, Maschinen und Tierarzt ausgegeben und die andere Hälfte dient der Rückzahlung von Fremdkapital sowie für Steuern, aber es gibt immer noch genug, um davon zu leben und Reinvestitionen zu tätigen.

„Ein Hauptgrund um als Landwirt nach Canada zu emigrieren ist, dass die Rendite des investierten Geldes ca. 10% beträgt. Es geht nicht darum, wie viele Kühe Sie melken, sondern darum, was am Ende übrig bleibt. Das ist schließlich der Grund, warum wir das alles tun - damit am Ende auch Geld verdient wird! In den Niederlanden war das nicht möglich. Dort war es eine Sackgasse von Vergrößerungen und Aufstockungen, um das Einkommen zu erhalten – kein gutes Geschäftsmodell."

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